Der Preis der Versuchung

Oscar Wilde hat vielleicht recht, aber wenn man die Versuchung endlich los geworden ist, indem man ihr nachgegeben hat (Zitat v. O. Wilde), dann fängt das schlechten Gewissen an. Es beginnt schleichend, erst denkt man noch, der Plan sei aufgegangen, die "Blitzableitertheorie" habe funktioniert, alles sei wieder beim Alten und damit im Lot. Aber das Gewissen holt einen ein und bewirkt, dass man sich schlimmer und zerrissener fühlt als jemals zuvor. Ich habe betrogen.

Die Person oder die Umstände, die dazu geführt haben sind nicht von Belang. Ich will mich nicht rechtfertigen, ich erwarte keine Absolution. Ich habe es überlegt und gezielt darauf ankommen lassen, vermeinend, die obige Weisheit ganz schlau in die Tat umsetzen zu können. De facto macht es mich jetzt fast wahnsinnig... deshalb schreibe ich hier.

Ich habe betrogen. Die Art und Weise oder der Ort sind ebenso belanglos. Ein einziger Kuss wäre nämlich ebenso verwerflich wie eine lange Liebesnacht; dann, wenn die Seele so mit drin steckt, wie es bei mir der Fall war.
Ich habe betrogen.

Ich hasse mich selbst dafür, heule mir die Augen aus, habe sogar schon Gott um Hilfe gebeten, ein bisschen Last von meinen Schultern zu nehmen. So verzweifelt bin ich.

Ich habe betrogen. Und ich werde es nicht erzählen. Eine Beichte würde es nicht ungeschehen machen und nur zusätzlichen, großen Schmerz und Kummer heraufbeschwören. Bei dem Menschen, den ich über alles liebe. Bei dem Menschen, den ich betrogen habe.

Es tut mir leid... so unendlich leid.